GALERIE JOHANN WIDAUER - Innsbruck
- Heinz Gappmayr - Zeichen im Raum 1969 fand anlässlich der 28. Biennale di Venezia eine Ausstellung unter dem Titel Mostra di poesia concreta statt, bei der Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler präsentiert wurden, welche die Sprache selbst in den Mittelpunkt stellten. Bereits 1967 erschien zu einer Ausstellung im Castello di San Giusto in Triest eine umfassende Publikation unter dem Titel Segni nello Spazio ( Zeichen im Raum ). Die beiden größten Ausstellungen zu diesem Thema fanden 1963 im Stedelijk Museum Amsterdam und in der Kunsthalle Baden-Baden statt, jeweils unter dem Titel Schrift und Bild . Die Ausstellung im Institute of Contemporary Arts in London 1965 trug den Titel Between Poetry and Painting . Die wenigen Beispiele zeigen, dass die damalige Avantgarde auf der Suche nach einer radikalen Erneuerung des Literatur-bzw. Kunstbegriffes war. Dies gilt im Besonderen gerade auch für das künstlerische Konzept meines Vaters. Sehr früh war für ihn klar, dass er keine Gedichte im Sinne einer überhöhten, metaphernreichen oder hermetischen Sprache schreiben konnte. Für ihn war der einzige Weg hin zu einer Neukonzeption der Sprache selbst. Es sollte das einzelne Wort, der Begriff selbst, Ausgangspunkt künstlerischer Überlegungen sein. Die Sprache in Form der Schrift war für ihn Werkzeug, wie ein Pinsel oder Bleistift. Aber sie sollte selbst auch Kunstgegenstand sein. Durch die Vermittlerrolle, die sie im Alltag zumeist einnimmt, denken wir nicht über sie nach oder staunen gar über ihre Möglichkeiten. In der Kommunikation oder beim Lesen von Informationen oder Nachrichten tritt sie selbst in den Hintergrund, wir nehmen sie nicht wahr. Es geht um außersprachliche Inhalte oder Situationen. Meinen Vater interessierte aber vor allem ihre künstlerische Relevanz. Daher löste er die Sprache aus ihrer gewohnten Rolle. Konsequenterweise gibt es keine Satzgefüge mehr, auch die Linearität der Rezeption von Sprache wird aufgebrochen. Das einzelne Wort auf der Bildfläche, Wort- und Zeichenkonstellationen, Überlagerungen von Zeichen oder Wortfragmente verleihen der Sprache eine neue Autonomie und Bedeutung. Zudem verstand er das Blatt Papier als Bildträger, nicht mehr als Buchseite. Die Sprache sollte raumgreifend sein. Die Wörter sind visuelle Zeichen im Raum, die Begriffe eröffnen Denkräume. Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Widauer spiegelt dies wider...Beschrijving
Heinz Gappmayr
⇾ 30 nov 2025